Imprägnierung von Oberstoffen

Warum brauche ich das?

Was ist das?

Stand heute

Was kommt in Zukunft?

Die Oberstoffe von Überbekleidung verfügen heutzutage über eine Imprägnierung, die öl-, wasser- und chemikalienabweisend ist. Hier in Europa wird zur Imprägnierung überwiegend Flourcarbon(FC)-Chemie verwendet.

In letzter Zeit kamen immer häufiger Themen auf:

  • Verbot von C8
  • Langzeitimprägnierung mit C6
  • Non-FC-Ausrüstungen

Doch was hat es mit all den Themen auf sich.

Zunächst muss man verstehen, warum die Schutzbekleidung überhaupt eine Imprägnierung hat. Moderne Überbekleidung hat meistens eine Membrane, die davor schützt, dass Wasser und Chemikalien ins Innere des Anzuges eindringen können. Das reicht aber nicht für ausreichenden Schutz von Feuerwehrleuten. Es muss auch verhindert werden, dass der Oberstoff sich voll Wasser saugt, denn ein nasser Anzug ist nicht nur schwerer, sondern er transportiert die Wärmeenergie bis zu 23x schneller ins Innere das Anzuges, als ein trockener Anzug. Weiterhin soll durch eine entsprechende Behandlung des Oberstoffes verhindert werden, dass Chemikalien, Öle oder andere brennbare Flüssigkeiten in den Oberstoff eindringen, und somit dafür sorgen könnten, dass ein an sich nicht brennbarer Anzug aufgrund der Chemikalien doch brennt, und somit für den Träger zur Gefahr wird. Da eine Imprägnierung eine nachträgliche Anreicherung des Gewebes ist, ist es essentiell, dass die Anreicherung dauerhaft ist. Der Schutz soll möglichst lange halten. Das wird heutzutage idR in Anzahl Waschzyklen gemessen. Eine gute Imprägnierung hält bis zu 40 Waschzyklen, ehe die abweisenden Eigenschaften wesentlich nachgegeben haben.

Eine Imprägnierung ist für den Oberstoff von Überbekleidung also unumgänglich.

Doch was ist eine FC-Imprägnierung überhaupt?

Bei einer FC-Imprägnierung werden Perfluorcarbone PFC mit dem Oberstoff verbunden. PFC sind (Quelle Wikipedia) vollständig mit Fluor substituierte Kohlenstoffverbindungen (d. h. sie enthalten keine Wasserstoff-Atome mehr). Sie gehören zu den Fluorkohlenwasserstoffen (FKW; englisch Hydrofluorocarbons, HFC), fluorierte Derivate der Kohlenwasserstoffe.

Die postiven Eigenschaften der PFC: Sie haben dauerhafte öl- und wasserabstoßende (amphiphobe) Eigenschaften. Ein damit getränktes Material schützt also perfekt vor Nässe und Chemikalien, und zwar dauerhaft.

Die negativen Eigenschaften: je langkettiger die PFCs sind (also umso mehr Kohlenstoff-Atome (C) sie besitzen, umso besser sind die Schutzeigenschaften, aber umso schlechter werden sie in der Umwelt abgebaut. Sie reichern sich in der Natur, und auch im menschlichen Körper an. Was im Extremfall zu Krebs und anderen Krankheiten führen kann.

Aus diesem Grund sind die langkettigsten Versionen (C8) inzwischen verboten, und dürfen ab April diesen Jahres nicht mehr für Schutzkleidung verwendet werden.

Stand heute

Heute werden die Oberstoffe hier in Europa mit C6-Chemie ausgerüstet. Die Art der Aufbringung wurde von der Industrie in der Art verbessert, dass auch eine C6-Chemie inzwischen bis zu 40 Wäschen standhält.

Doch haben wir nicht eben erst festgestellt, dass PFCs nicht gesund sind. Und zwar in einer Weise, dass C8 schon verboten wurde? Warum haben wir dann C6 (oder ggf neu: C4) auf unseren Oberstoffen?

In den USA darf Feuerwehr-Schutzkleidung nicht mehr mit PFC-Imprägnierung ausgerüstet sein. Hier hat man entschieden: Es wird verboten, und die Industrie wird das Problem lösen. Sie soll eine Chemie finden, die so gut funktioniert wie PFC, aber ohne die schädlichen Nachteile. So gibt es heute in den USA sogenannte non-FC-Lösungen. Also Imprägnierungen, die ohne PFCs auskommen. Nachteil dieser Lösungen (Stand heute): sie schützen gut vor Wasser, aber nicht so dauerhaft, wie zB C6-Chemie, und müssen daher schneller neu aufgebracht werden. Das wiederum belastet die Natur. Und sie schützen nicht vor Ölen  und anderen Chemikalien.

Hier in Europa schätzen die Fachleute die Situation anders ein. Übertrieben dargestellt sieht man es hier so: Würde man Polizisten verbieten Kevlar in schusssicheren Westen einzusetzen, so dass sie zB Baumwolle nutzen müssten, hätten Sie zwar „gesunde“ Westen an, der eigentlich angestrebte Schutz wäre aber nicht mehr gegeben. Oder anders ausgedrückt: Die Feuerwehrleute brauchen nicht nur einen Oberstoff, der (limitiert) vor Nässe (Wasser) schützt, sondern sie brauchen den vollen Schutz, der (Stand heute) nur mit PFCs erreicht werden kann.

Zukunft

In Zukunft sieht das sicherlich anders aus. Letztendlich leben wir in einer Marktwirtschaft, und der Markt bestimmt, was uns zur Verfügung gestellt wird. Da C8-Chemie bereits verboten ist, und andere PFCs künftig seltener genutzt werden, wird sich die Verfügbarkeit der PFCs immer weiter verknappen. Erste große Chemiekonzern haben die Produktion schon eingestellt. Das führt unweigerlich dazu, dass Alternativen gesucht, und aller Wahrscheinlichkeit nach auch gefunden werden. Sobald die neue wirkungsvolle Chemie da ist, werden wir uns auch in Europa von den PFCs als Imprägnierung von Oberstoffen verabschieden.

Bis heute ist die C6-Chemie für unseren Anwendungsbereich aber (noch) die beste Lösung.